Energiewende der Bundesregierung zu zaghaft - BN Schwabach kritisiert verzögerten Atomausstieg
Der Bund Naturschutz Schwabach hatte zu einer Information und Diskussion über die kürzlich beschlossene Energiewende der Bundesregierung eingeladen. Unter der Moderation des stellvertretenden BN-Vorsitzenden und Stadtrats Martin Sauer skizzierte der BN-Referent für Energie- und Klimaschutz, Dr. Herbert Barthel, eingangs die Position des Bund Naturschutz:
Die Kernschmelzen von Tschernobyl und Fukushima mit Tausenden von Toten und großflächig unbewohnbar gewordenen Landstrichen sowie die bisher weltweit ergebnislose Suche nach einem sicheren Endlager hätten mehr als deutlich gezeigt, dass die Gefahren des Betriebs von Atomkraftwerken unverantwortlich hoch sind. Oberstes Ziel müsse deshalb sein, aus der Atomenergie nicht erst 2022, sondern unter Beachtung der Klimaziele unverzüglich weit eher auszusteigen. Und zwar unumkehrbar ohne politisches Hintertürchen, auf das die vorgeschlagene Vorhaltung einer AKW-Kaltreserve schon wieder schließen lasse.
Die Energiewende muss nach Ansicht der Naturschützer in drei parallelen Schritten erfolgen.
Schritt 1 umfasst das Energiesparen, d. h. das Sparen von Strom, Heizenergie und Treibstoff. In diesem Zusammenhang wird beispielhaft auf die energetische Sanierung von Häusern, die Begrenzung des CO2-Ausstoßes pro km, das Tempolimit sowie den Ausbau und die vermehrte Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs verwiesen.
Schritt 2 fordert die Steigerung der Energie-Effizienz der Anlagen. Die Kraftwärmekopplung mit der Nutzung der Abwärme als Heizwärme muss künftig ein “Muss” sein.
Schritt 3 ist der engagierte Ausbau der erneuerbaren Energien. Wind, Sonne, Wasser, Biomasse, Geothermie bieten ein breites Spektrum der Energiegewinnung, wobei auf den Ausbau der Windkraft, die in Bayern bisher nur ein kümmerliches Schattendasein fristet, künftig das größte Augenmerk zu richten ist. Die Windstromerzeugung muss in Bayern um den Faktor 10 gesteigert werden, von derzeit 400 kleinen Windrädern auf etwa 2500 große Windräder. Der Naturschutz wird sich bei der Suche nach geeigneten Standorten für Windkraftanlagen aktiv beteiligen.
Die Naturschützer sind der festen Überzeugung, dass der Umbau der Energieversorgung bei entsprechendem politischen Willen umweltverträglich gelingen wird. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er wegen der drängenden Klimaschutz-Problematik gelingen muss. Die Politik ist gefordert, ehrliche Überzeugungsarbeit zu leisten, den Dschungel der aktuellen Marktanreizprogramme zu lichten und rechtzeitig rechtliche Leitplanken zu setzen. Hierbei muss insbesondere darauf geachtet werden, dass monopolähnliche Strukturen der Energieversorgung künftig vermieden und die Dezentralität der Anlagen gefördert werden.