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Freihandelsabkommen

Parkplätze im Seminargarten

Bis zur letzten Minute hat sich der BN Schwabach dafür stark gemacht, die grüne Insel des Seminargartens, trotz der geplanten Umnutzung des Alten DG, möglichst vollständig zu erhalten. Dennoch hat sich eine Mehrheit des Stadtrats aus CSU, Freien Wählern und FDP in der Novembersitzung 2015 dafür ausgesprochen, im südlichen Teil des Seminargartens eine Fläche für rund 20 Parkplätze zur Verfügung zu stellen.

Dabei ist völlig klar, dass wir die geplante Nutzung und die Sanierung des Alten Deutschen Gymnasiums für eine sehr gute Sache halten. Auch dass ein Teil der historischen Gebäude zum Wohnen genutzt werden soll ist wegen der Lage der Immobile sinnvoll. Schließlich liegt das historische Gebäude am Rand der Innenstadt und ist gut zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem Bus zu erreichen.

Außer dem Raum zum Wohnen, für Schulen und andere öffentliche Einrichtungen ist das Gelände aber auch eine der wenigen grünen Oasen am dicht bebauten Stadtkern. Eine sehr gute Zusammenfassung zur Geschichte und zur Bedeutung des Seminargartens findet sich in dem Bericht „Vorbereitende Untersuchungen und integriertes Handlungskonzept zur Sanierung des Quartieres ‚Altes DG‘ an der Wittelsbacher Straße“ den die Stadt Schwabach im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt“ im Jahr 2007 erstellt hat. Dort wird bei den „Planungszielen Stadtgestalt“ der „Erhalt der Freiräume, insbesondere des Seminargartens und die Schaffung von Baumpflanzungen an der Seminarstraße“ gefordert. Um die Bedeutung der Grünflächen zu unterstreichen, wird auf den hohen Versiegelungsgrad in der Umgebung hingewiesen. Die Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2007 gipfelt schließlich in der Forderung: „die bestehenden öffentlichen Grünstrukturen, vor allem der Seminargarten, sind beizubehalten. […] Hierbei sollte der Bund Naturschutz, als Pfleger des Seminargartens, eng mit einbezogen werden. […] Der Spielplatz an der Seminarstraße […] ist als Spielplatz zu sichern. Kinder aus der Altstadt haben hier einen Ersatz für fehlende Spielflächen[…].“

Schade, dass die heutige Stadtspitze mit ihrer Stadtverwaltung nicht mal einen Blick in das noch gar nicht so alte Handlungskonzept geworfen hat. Denn schließlich war auch damals bereits an eine Wohnnutzung sowie an Büros und Arztpraxen in Teilen des Alten DG gedacht. Der Stellplatzbedarf sollte nach den Überlegungen aus dem Jahr 2007 durch eine Quartiersgarage am Reichswaisenhausparkplatz gedeckt werden.

Da heute viele Menschen auf einen eigenen PKW verzichten wollen, wäre das Alte DG hervorragend für ein Modellprojekt für autofreies Wohnen in Schwabach geeignet. Es können nahezu alle Artikel des täglichen Bedarfs in zwei Bioläden und einem Supermarkt in der näheren Umgebung gekauft werden Die Läden der Innenstadt liegen in unmittelbarer Umgebung und die gute, umweltverträgliche Verkehrsanbindung wurde bereits genannt. Schließlich wird seit einigen Monaten das Carsharing in Schwabach beworben – ein oder zwei Stellplätze könnten dafür problemlos am Alten DG zur Verfügung gestellt werden, ohne in die Grünflächen eingreifen zu müssen.

Dass diese Überlegungen keine Hirngespinste sind, zeigen mittlerweile zahlreiche autofreie Wohnprojekte in Deutschland. In der autofreien Weißenburgsiedlung in Münster bestehen beispielsweise 130 öffentlich geförderte Mietwohnungen („Sozialwohnungen“). Den Bewohnern stehen dort auch Carsharing-Fahrzeuge unterschiedlicher Größe zur Verfügung.

Der BN ist der Ansicht, dass wir in Schwabach mit seinem sehr hohen PKW-Bestand den Mut für einen „Schwabacher Weg in der Verkehrspolitik“ brauchen. Ein erster Schritt dazu könnte ein autofreies Wohnen im Alten DG sein. Beim Müll hatten wir vor etwa 30 Jahren schon einmal den Mut einen „Schwabacher Weg“ zu beginnen – warum sollten wir heute diesen Mut nicht auch bei neuen, autofreien Wohnformen und einer lokalen Wende in der Verkehrspolitik haben?

Martin Sauer