Baugebiet Dillinghof
Es mag Jahre her sein, dass der Bund Naturschutz mit seinem kritischen Blick zu zukünftigen Entwicklungen eine Austellung zum Thema "Bauen und Landverbrauch" im Bürgerhaus zeigte. Daran erinnerten sich langjährige BN- Mitglieder beim letzten Umwelttreffen. Ein zentraler Satz von Kurt Tucholsky bewegte damals viele nachdenkliche Besucher: "Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – aber abends zum Kino hast du`s nicht weit." Dieser egoistische Gedanke prägt trotz der Erkenntnis, dass die Klimamkrise greift - auch bei uns in Schwabach - den Anspruch der heute Bauwilligen. Auch sehr klare Aufrufe von Stadtplanungsexperten "Hört endlich auf zu bauen!" (NN 8.03.2021) verklingt ungehört.
In Schwabach werden zur Zeit jede Menge Bauverdichtung und neue Baulandausweisungen geplant, eine Zunahme der Schwabacher Bevölkerung auf bis zu 50 000 scheint möglich; immer mit der Begründung, die Nachfrage wäre massiv.
Der BN kann verschiedene Entwicklungen in verantwortlicher Abwägung für Wohnraumanspruch und Flächenverbrauch gut mittragen, aber über die Pläne der Bebauung am Dillinghof, die erst mal Jahre geruht hat, herrscht nur Erschrecken.
Die zentrale Frage, die den Bund Naturschutz bewegt ist: "Wie kann man bei deutlichen Zeichen von Klimaveränderungen das einzige im ABSP kartierte Kalt- und Frischluftgebiet unserer Stadt, das im Sinne von Gemeinwohl allen Schwabacher Bürgern und Bürgerinnen gehört, gut betuchten Bauwilligen opfern, die genau im Sinne von Tucholsky natürlich am liebsten am Stadtrand bauen möchten." Inzwischen gibt es in Schwabach mehr als genug Baulandentwicklungen, die naturverträglicher umgesetzt werden können.
Alle Parteien schreiben das Thema "Klimaschutz" auf ihre Fahnen. Die Stadt Schwabach wurde sogar für ein Modellvorhaben "Klimagerechter Städtebau" vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr ausgewählt. Bei diesem Modellvorhaben sollen Stadtklima und Anpassungsmaßnahmen für unsere Sadt untersucht werden. Dabei gewonnene Erkennntisse sollen in eine klimagerechte Stadtentwicklung der Gesamtstadt einfließen. Deshalb ist es nicht nachvollziehbar, dass jetzt noch schnell politisch ein wirklich klimarelevantes Baugebiet ohne diese klimagerechte Stadtbewertung durchgesetzt werden soll.
Seit dem Volksbegehren Artenvielfalt setzen alle Parteien intensiv auf Naturschutz. Wenn es aber wirklichen um Artenschutz geht, wenn es um den Erhalt von Naturräumen am Stadtrand z.B. alte Heckenstrukturen und magere Ackerflächen oder den gefährdeten Lebensraum der Lerche geht, dann spielen solche Schwüre offensichtlich keine Rolle mehr.
Almut Churavy, Vorsitzende der Schwabacher BN Kreisgruppe, beklagte beim letzten Umwelttreffen deutlich solche nicht nachvollziebaren, naturzerstörende Entwicklungen und appeliert an die politschen Entscheidungsgremien und den Bauwilligen in unserer Stadt dort zu bauen, wo der Eingriff in die Naturräume gering und einigermaßen naturverträglich verantwortbar ist.